Reflexionen: Bachelard Wagner äussert sich zu iwo

Wir entwickeln Projekte, die in ihrem Kontext verankert sind, sowohl städtebaulich wie auch im erweiterten Sinn des Kontextes: soziologisch und wirtschaftlich. Die Tatsache, dass im Wohnungsbau dieses spezifische Denken für das einmalige Objekt vor dem Innenausbau aufhören muss, konnten wir öfter erleben. Die Materialisierung: verputzte weisse Wände und Decken, farblose weiss oder hellgraue Fensterrahmen und Türen, Küchen aus den Unternehmerkatalogen, ist de Facto im Baubeschrieb des Bauträgers vorgegeben. Diese Standardisierung führt dazu, dass tausende neue Wohnungen in der Schweiz gleich aussehen, dieses Phänomen ist im Schweizer Beitrag der Architekturbiennale in Venedig (2018) ausführlich thematisiert worden und hat grosse Resonanz gefunden.
Die Wiederholung langweilt nicht nur die Planenden, sondern nivelliert alle Ansprüche der zukünftigen Bewohner auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Wir sehen in deren Einbezug im Planungsprozess des Innenausbaus nicht nur die Möglichkeit eine spezifische und eigene Gestaltung der Wohnung zu entwickeln, sondern auch die Wohnlichkeit mit einer besonderen Atmosphäre zu erhöhen und somit einerseits der Banalisierung entgegenzuwirken, andererseits die Aneignung des Wohnraums zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern.

Anne Marie Wagner
Bachelard Wagner Architekten ETH BSA